Delepantowein

(Johnny Jump-Up)

Es war einst in Caldaron im Monat Mai
Ich ging an einer Taverne vorbei
Ich dachte: “Gesungen hab ich heut genug!
Jetzt geh ich ‘rein und trink ‘nen tüchtigen Schluck!”
Ich schrie nach der Schankmaid: “Komm her zu mir!
Bring mir einen Krug von dem kräftigsten Bier!”
Sie sagte “Mein Herr, es tut mir sehr leid,
doch Bier, Schnaps und Whisky sind aus zur Zeit.
Doch hätte ich einen vortrefflichen Wein.”
Ich fragte: “Ist er billig?”, und sie sagte: “Nein,
er kostet mehr als mancher zu zahlen vermag.”
Sie nannte den Preis und mich traf fast der Schlag.
Meine Kehle ist trocken, mein Glas das ist leer
und der Preis dieses Weins, der ängstigt mich sehr
Ich kanns mir nicht leisten, aber: Wirt, schenkt mir ein!
Gebt mir noch ein Glas von de Lepanto’s Wein!
Nach zehn Gläsern konnte ich fast nicht mehr steh’n,
Ich rief: “Noch ‘ne Flasche, dann muss ich geh’n!”
Der Wirt drückte mir die Flasche Wein in die Hand
Woraufhin ich ohne zu zahlen verschwand.
Auf dem Heimweg durch eine dunkle Gasse ich schritt
Da erschienen Banditen – sie war’n zu dritt
Der Anführer sprach: “Siehst du das Messer hier?
Gib Geld, Wein oder dein Leben nun mir!”
Ich sagte “Ich hab’ kein Geld, drum nehmt den Wein
denn ihne Leben scheint er mir recht nutzlos zu sein
Er nahm den Wein und ich die Beine in die Hand
und hörte sie singen, als ich verschwand:
Meine Kehle ist trocken…
Am Tag darauf stieg ich zum Schlosse empor,
und sprach beim Hauptmann der Garde vor.
Ich sagte: “Man hat meinen Wein geraubt!
Wo sind die Gardisten, wenn man sie braucht?”
Er sagte: “Zu wachen ist unsere Pflicht.
Wir würden Euch schützen, doch können es nicht:
Das Heer ist verstimmt, und die Wache, die grollt;
denn der König zahlt Wochen schon keinen Sold.”
Ich fragte: “Warum zahlt er denn nicht für sein Heer?”
Der Hauptmann sagte: “Seine Kassen sind leer.”
“Seine Kassen sind leer? Wie kann das denn sein?”
“Ganz einfach – er trinkt von de Lepanto’s Wein!”
Meine Kehle ist trocken…
So schnell wie ich konnte verließ ich die Stadt
Nach zehn Stunden Fußmarsch war ich müd’ und matt
Ich schlug mein Lager auf auf einem Feld
Und am Morgen war ich von Schwarztemplern umstellt
Sie fesselten mich und sie schleppten mich weg
Ich kam wieder zu mir in ihrem Versteck
Vor mir schwebte der Geist von Teconir
Er seufzte ein wenig und sprach dann zu mir:
“Uns’re Mägen sind leer, uns’re Vorräte all.
Hier! Nimm diesen dunklen Kristall,
Verkauf ihn, kauf etwas zu essen ein,
und zwei Flaschen auch von de Lepanto’s Wein!”
Meine Kehle ist trocken…
Ich weigerte mich, und im Laufe der Nacht
wurde ich wohl um die Ecke gebracht.
Als ich aufwachte, stand ich vor dem Himmelstor
Mit zwanzig Credentes, die sangen im Chor
Dann erschien mir der Eine, und ich sprach “Mein Herr!
Ich wäre Euch innigst verbunden, wenn Ihr
Einen Platz im himmlischen Orchester noch habt!”
Doch kopfschüttelnd sprach Er zu mir herab:
“Dreh dich wieder um, heute hast du kein Glück!
Du gehst nach Aturien zurück,
Und für’s nächste Mal merk dir, hier kommst Du nicht rein –
Es sei denn, du bringst mir de Lepanto’s Wein!”
Meine Kehle ist trocken…
Und die Moral von der Geschicht:
Trink keinen Wein, denn es rechnet sich nicht:
Bevor du von seiner Wirkung verspürst,
wirst du beraubt, erschlagen und entführt.
Doch wenn euch das Liedchen gefallen hat,
dann spendet jetzt Beifall, und zwar nicht zu knapp!
Oder noch besser – ladet mich ein!
Spendiert mir ein Glas von de Lepanto’s Wein!
Meine Kehle ist trocken…

Text: Leandro Loreggio (alias Martin)